EINE NETFLIX ORIGINAL DOKUREIHE Ich bin kein Fotograf. Meine Kamera ist bloß ein Werkzeug. Kommunikation, Schlichtheit, Formen auf Papier.
Entscheidend sind die Geschichte. . .
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die Aussage. . .
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das Gefühl. . .
Hierhin setzen? . .
. das Zwischenmenschliche. Lehn dich dagegen.
Wie schafft man es. . .
Ja, genau so. . .
. das zu vermitteln? Bravo, genau so.
Es geht um das Zusammenspiel von grafischer Schlichtheit und der Kraft von Geist und Seele. Bravo, genau so. Wütend, nicht fröhlich.
Das ist Design. FOTOGRAF PLATON Cory? Zeigst du mir mal den Fischer?
Okay. Gut. Das sieht ziemlich gut aus.
Bob kann die Struktur des Meeres noch mehr betonen. Und viele Details werden nach der Bearbeitung sichtbarer. Das ist Jeansstoff, was uns in die Hände spielt, wegen der Struktur.
-Die kommt echt gut raus. -Und Bob kann die Holzmaserung betonen. Bereiten wir das Shooting vor.
Betrachtet man Platons Porträts, erkennt man immer seine Handschrift. Er hat die wichtigsten Menschen der vergangenen 20 Jahre fotografiert. Charakteristisch für seine Fotografien sind die Beleuchtung, die Augen und die speziellen Kameraperspektiven.
Manchmal nutzt er die Frontal-, manchmal die Froschperspektive. Manchmal stellt er die Hände oder eine übertriebene Pose ins Zentrum. Er fängt die Seele ein.
Jedes seiner Motive hat einen Blick drauf, bei dem man denkt. . .
. . .
"Heilige Scheiße! " Die Augen ziehen einen in ihren Bann. Er schafft das jedes Mal.
Er ist wirklich ein mystischer, magischer Fotograf. Platon bannt eine enorme Kraft auf dieses Rechteck, auf diesen weißen Hintergrund. Seine Kompositionen sind sehr grafisch.
Sie sind immer ein Blickfang. Und niemand kann ihn einschüchtern. Nicht einmal Putin.
Platon hat seinen Stil gefunden. Seine Arbeiten sind kühn, grafisch und furchtlos. Vor einem Shooting frage ich mich nie, wie ich ein gutes Foto bekomme.
Ich frage mich immer, was ich von diesem Menschen lernen kann. Die Natur des Menschen ist komplex. Was bedeutet Führungskompetenz?
Wie wichtig ist Mitgefühl? Wann folgt man der eigenen Moral? Wie geht man mit Misserfolgen um?
Wir alle stellen uns diese Fragen, mich eingeschlossen. Diesen Moment, in dem sich ein Mensch einfach öffnet, muss man sich verdienen. Das ist so, als würde sich eine Blüte öffnen.
-Noch eins? -Nein, das reicht. Okay, danke.
-Welches Buch schenken wir ihm? -Service. -Definitiv Service, oder?
-Auf jeden Fall. Wir sind so weit. Perfekt.
Ich weiß nicht, wie er drauf sein wird, wie offen er sein wird. Wird er nervös sein? Wird er warmherzig sein?
Wird er reserviert sein? Man muss auf alles vorbereitet sein. Das ist eine selbstlose Arbeit.
Er interessiert sich wirklich für die Menschen vor seiner Kamera. Das spüren sie, und deshalb arbeiten sie bereitwillig mit ihm. Es war ganz schön schwierig, Sie zu treffen.
Ich habe mir gestern Abend Ihre Website angesehen. Ihre Fotos sind bemerkenswert. -Genau wie die Motive.
-Ja. . .
Ach, hi, Bill. George und Barack hängen dahinten. -Ich möchte Ihnen mein Buch schenken.
-Oh, danke. Meine Militärserie. Eine Würdigung der Menschen, die ihrem Land dienen.
Und die Familien bringen ein ebenso großes Opfer. -Das habe ich vorher nicht verstanden. -Niemand versteht das.
Als mein Sohn zehn wurde, war ich drei Jahre fort gewesen. Zwei Jahre in Vietnam, ein Jahr in Korea. -Das belastet die Familie.
-Vor allem die Frauen. Fotografie ist sehr technisch, aber die meiste Zeit nimmt der Aufbau einer Beziehung in Anspruch. Nur so kann ich an meine Motive herankommen.
Nur dank dieser Verbindung kommt vielleicht was beim Betrachter an. Das ist Papier. Nicht dagegenlehnen.
-Okay. -Setzen Sie sich. Auf dieser Kiste haben vermutlich mehr Staatsmänner gesessen als auf sonst einem Stuhl.
Unter anderem Gaddafi und Putin. Nicht alle Hintern sind gute Hintern. Ein Porträt ist eine Kollaboration, ein Tanz oder ein Kampf.
Das hängt von meiner Stimmung und der Stimmung meines Motivs ab. Klick! Mit Chávez hatte ich 30 Sekunden, und ich habe nur ein Foto gemacht.
Aber er offenbarte mir ganz bewusst seine Persönlichkeit. Er stand auf, drehte sich um, reckte seine Faust in die Luft und rief: "Platon! " Das war ein unglaublicher Moment.
Ich stand direkt vor Putin und fragte ihn nach den Beatles. Ich wusste nicht, ob ich mir Ärger einhandeln würde. Man muss ihm nahekommen, weil er keinen an sich ranlässt.
Als ich Gaddafi porträtierte, wusste ich, dass in diesem Bild, in einem Moment, die ganze Story erfasst wird. Ich habe nie wieder eine solche Aura voller Bedrohung und Trotz gespürt. Er posierte nicht für mich.
Er posierte für die USA. Meine Arbeit besteht aus vielen kurzen Begegnungen mit außergewöhnlichen und einflussreichen Menschen. Ob es sich um den US-Präsidenten oder um eine illegale Einwanderin handelt, es gelingt ihm immer, Würde zu vermitteln.
Und er vermittelt auch immer Kraft. Das erreicht er oft über die Augen seiner Modelle. Er gibt immer den Anstoß zu einem Gespräch.
Er geht intuitiv vor, recherchiert aber gründlich. Woher wusste er wohl, dass Putin die Beatles mag? Das ist ein ungewöhnliches Shooting.
Oft werde ich von Zeitschriften engagiert. So ist das meistens. Aber das hier ist rein persönlich.
Es geht nicht mal um eine Momentaufnahme aus Ihrem Leben. Es geht auch um uns. Er designt nicht bloß hübsche Fotos.
Er fördert etwas zutage, das tief im Innern schlummert. Das ist seine Kunst. -Seit wann sind Sie verheiratet?
-Im August sind es 54 Jahre. Mann, Sie müssen mir Tipps geben. -Gib mir die Kamera.
-Hören Sie auf sie. Das ist Gold wert. Meine Frau wird Sie dafür lieben.
-Stellen Sie sich dumm. -Das muss ich gar nicht. Es reicht schon, wenn ich ganz ich selbst bin.
Okay, Folgendes. . .
PAROS, GRIECHENLAND Was meine Fotografien ausmacht? Mein ganzer Lebensweg, von Anfang an. Ich stamme aus Griechenland.
Meine Mutter ist Kunsthistorikerin, und mein Vater war Architekt. Er zeigte mir oft schöne Gebäude und sagte: "Sieh dir dieses Gebäude an! Dieser Rhythmus, die Fensteranordnung, das Gespür für das menschliche Maß.
In welcher Beziehung steht es zu uns? Wie majestätisch dieses riesige, schöne Gebilde ist, das jemand erdacht und entworfen hat. " Mein Vater fertigte wunderschöne Tuschezeichnungen an.
Und diese schwarz-weiße Ästhetik hat mich als Kind geprägt. Sie war so markant! Ich habe den Großteil meines Erwachsenenlebens in einer Dunkelkammer verbracht, um diese visuelle Sprache fotografisch umzusetzen.
Man sieht alles, was nötig ist. Alles Überflüssige fehlt. Es geht um die Reduktion auf das Wesentliche.
Es geht um die Kernaussage. Ich gewöhnte mich daran, Dinge wie die Akropolis zu sehen. Sie erschien so mächtig.
Viele Jahre später stand ich vor Bill Clinton. Mein erstes Präsidenten-Porträt. Er war überwältigend.
Diese große Macht musste ich einfangen. Er hatte fast dieselbe Aura wie die Akropolis. In Griechenland gibt es unzählige Kirchen.
Und in jeder Kirche gibt es ein schlichtes Porträt einer religiösen Figur. Zu sehen sind nur Kopf, Schultern und meist ein Heiligenschein. Diese grafische Schlichtheit verkörpert all meine Design-Ideen, alles, was mich anzieht.
Die Bildsprache religiöser Ikonografie in Verbindung mit modernem Design. Schlichtheit, Provokation und Klarheit machen ein Platon-Porträt aus. Von meiner Ausbildung her bin ich Designer.
Ich habe Grafikdesign studiert. Dass ich Formen und Kontraste so schätze, rührt von meinem Interesse für Frank Lloyd Wrights Konzept von Kompression und Expansion. Der Eingang seiner Gebäude ist so klein, dass man automatisch den Kopf einzieht.
Aber wenn man in die Haupthalle kommt, ist auf einmal alles riesengroß, und man fühlt sich einfach großartig. All diese Erfahrungen fließen in meine Arbeit ein. Wenn ich an die Seele eines Menschen herankomme, fühle ich mich wie in einem Raum von Frank Lloyd Wright.
Man öffnet sich. Da passiert etwas. Man spürt entweder Bedrohung oder Angst, oder man spürt Inspiration und Hoffnung.
Aber es berührt einen als Mensch. Ein weiterer großartiger Designer, der die Medienlandschaft geprägt hat, ist George Lois. Dank ihm wurde ich zum kulturellen Provokateur.
Das ist mein Dienst an der Gesellschaft. Ich kann keine Probleme lösen. Er ist ein kultureller Provokateur, und ich kenne nur wenige.
Mit jeder einzelnen seiner Fotografien kann er kommentieren, was zur Hölle in der Welt vor sich geht, ob Gutes oder Schlechtes. Ihm liegen die Armen sehr am Herzen. Die ganze Menschheit.
Meine Idole sind Menschen, die mir beigebracht haben, zu provozieren und mich so weit zu fordern, dass beim Betrachter etwas ankommt. Platon geht bei seiner Arbeit wie ein künstlerischer Leiter vor. Er folgt bei seinen Shootings gewissermaßen einem roten Faden.
Meine Cover stechen ins Auge, weil ich viel Wert auf Vereinfachung lege. Aber das tue ich in erster Linie wegen meiner Schwäche, von komplexen Inhalten überfordert zu sein. Ich bin extrem legasthenisch.
Ich schreibe sehr langsam, und Lesen ist ein Riesenproblem. Ich muss mir die komplexe Welt, in der wir leben, vereinfachen. Ich muss sie entwirren.
Design war für mich ein Ausweg aus der Verwirrung. Gutes Design vereinfacht diese sehr komplizierte Welt. Ich arbeite immer mit demselben Licht, mit dem gleichen Film, mit derselben Kiste, demselben Durchlichtschirm, derselben Kamera.
. . Alles bleibt gleich.
So kann ich die Bildwirkung verändern. Ich gebe Ihnen ein paar Anweisungen. Sie sitzen frontal zu mir.
Nur dieser Bereich ist im Bild. Ich beginne immer mit einer großen Brennweite und einem Farbfoto vom Gesicht. Das ist immer meine Grundlage.
Sehr schön. Jetzt denken Sie an unser Gespräch über das Bringen von Opfern. Nicht bewegen.
Plötzlich dringe ich zu ihnen durch. Aber statt die Energie zu absorbieren, gebe ich sie tausendfach zurück. Meistens indem ich schreie.
Wahnsinn! Dann ab nach Hause. Was zur.
. . Nein!
Wir fangen gerade erst an. Es wird immer besser. Zu mir sehen.
Diese Überrumpelung bringt all ihre Wände zum Einsturz. Den Kopf leicht nach links. Stopp.
Schwarz-weiß und schwarzer Hintergrund. Bleiben Sie genau so sitzen. Wir benutzen einen schwarzen Hintergrund.
Okay? Gabby macht das. Ich benutze einen schwarzen Hintergrund, weil ich Intimität vermitteln will.
-Alles in Ordnung? -Ja. Halten Sie Ihre Stimmung fest.
Nicht bewegen. Sehr schön. Nicht bewegen.
Sehen Sie hierher. Genau so. Sehr schön.
Noch eins in Schwarz-Weiß. Wieder den weißen Hintergrund. Das Werkzeug sollte niemals die Bildaussage überdecken.
Bei gutem Design rückt die Technik zugunsten der Aussage in den Hintergrund. Er fotografiert noch analog. Dadurch entsteht ein ganz anderes Verhältnis zwischen Fotograf und Motiv.
Fotografiert man digital, kontrolliert man die Fotos ständig auf einem Bildschirm. Dadurch geht die Intimität zwischen Fotograf und Modell verloren. Und damit auch die magische Beziehung, die gute Fotos erst ermöglicht.
Nicht bewegen. Cory, niedriger. Ich muss meinen Motiven nahekommen.
Ich muss fühlen, was sie fühlen. Das ist ein sehr schmerzvoller Reife- und Erfahrungsprozess. Ich als Einwanderer weiß das.
Als ich mit acht nach England kam, war ich nicht bloß ein Ausländer, ich war ein "verdammter Ausländer". Jahre später ging ich an einem Samstagnachmittag spazieren und wurde von einem Typen überfallen. Er prügelte mir die Seele aus dem Leib.
Schädelbruch, gebrochene Wangenknochen, gebrochene Augenhöhlen, gebrochene Rippen. . .
Ich war ein Wrack. Ich stammelte "Warum ich? " durch meine kaputten Zähne.
Bis eine alte Dame im Nachbarbett sagte: "Junger Mann, warum denn nicht? Was macht Sie denn so besonders? " Ich würde gern behaupten, dass ich Engel und Chöre singen hörte oder dass ich eine Erleuchtung hatte, aber das wäre Bullshit.
So war es nicht. Aber nach einer Weile wurde mir etwas bewusst: Dass ich aus diesem Erlebnis lernen kann. Von da an wusste ich, was Schmerz bedeutet.
Durch den Schmerz konnte etwas Neues aufkeimen: Einfühlungsvermögen. In London begann ich, Fotos zu machen, die frei von schönem Schein waren. Ruhm, Macht und Berühmtheit waren mir völlig egal.
Meine frühen Werke, wie die Bilder von Alexander McQueen, sind Teil der Einstellung: "Ich scheiße auf einen guten, eleganten und intellektuellen Look. Ich will die Wahrheit. " UNABHÄNGIGER FOTOGRAF, SONNTAG Ich machte ungekünstelte Schnappschüsse für Londoner Straßenmagazine.
Eines Tages erhielt ich einen Anruf vom Büro von J. F. K.
Junior. Er hatte all meine Fotos in The Face, Arena und i-D gesehen und meinte: "Ihre Fotos haben etwas Natürliches. Solche Fotos will ich für das George Magazine.
Ich will das Gefühl haben, die Porträtierten zu kennen. Zeigen Sie mir, wie es ist, sie zu treffen. " So begann meine Reise.
Das war unglaublich. Ich dachte, das wird mein Durchbruch in den USA. Ohne das George Magazine wäre ich nie an weltberühmte Menschen herangekommen.
Das gab mir Selbstbewusstsein. Ich behaupte nicht, dass mich das Rampenlicht nie geblendet hat. Es ist gefährlich, weil es einem die Sinne raubt.
Als John bei einem tragischen Unfall starb, dachte ich: "Jetzt ist alles vorbei. " Ich ging zurück nach Griechenland. .
. . .
. und richtete meine kreative Energie auf mir bekannte Dinge. Dort konnte ich authentische Fotos machen.
Von echten Menschen, denen scheißegal ist, dass sie Falten im Gesicht haben. -Hallo, mein Freund. -Hallo.
-Wie geht's dir? Schön, dich zu sehen. -Du siehst blendend aus.
Also, wir machen Folgendes. . .
Setz dich da hin, wo dein Vater immer saß. Er saß immer hier oder da. Als Kind habe ich hier immer die alten Damen und Herren gezeichnet.
Eine ruhige und langsame Tätigkeit. Der alte Mann saß fünf Stunden lang auf diesem Stuhl. Wenn man ganz still sitzt, wird man auf einmal viel achtsamer.
Wenn jemand vorbeigeht, ist das ein Großereignis. Man bemerkt Details wie etwa eine Laufmasche oder dass eine Dame einen leeren Beutel herumträgt. Man spürt die Natur des Menschen.
Das ist etwas sehr Kraftvolles. Die faszinierenden Eigenheiten der Menschen werden dabei greifbar. -Wie geht es dir?
-Gut. -Bravo. -Und Ihnen?
-Mal so, mal so? -Nein, mir geht's gut. -Ich helfe Ihnen.
-Nein, ich habe ja meinen Stock. Okay. Es heißt immer, dass ich meinen Stil wohl von Richard Avedon oder Irving Penn habe.
Aber das stimmt nicht. Meine weißen Hintergründe sind von diesen weißen Häusern inspiriert. Bei meiner 35-mm-Fotografie geht es um Kontext und Atmosphäre.
Es geht nicht immer um die Details, die ich im Studio ablichten könnte. Immer ohne Blitz. Tageslicht ist am besten.
Ohne Lampen, ohne Assistenten. Das ist Fotografie in Reinform. Es geht dabei nur noch um Mitgefühl, Würde und Demut.
So bleiben. Eine starke Verbindung. So fühlt sich Fotografie an.
Die Ästhetik kommt erst an letzter Stelle. In Griechenland kehrte ich zurück zu meinen Wurzeln. Mich als Mensch finden zu können, gab mir viel Kraft.
Ich kehrte nach New York zurück, und wir arbeiteten ein Jahr lang an den Fotografien. Der New Yorker wurde darauf aufmerksam. Wir suchten damals einen Fotografen für unser Portfolio.
Er zeigte mir seine Arbeiten. Vor allem sein Griechenland-Projekt blieb mir im Gedächtnis. Ironischerweise dachte ich, meine Griechenland-Fotos seien das genaue Gegenteil dessen, was dem New Yorker gefallen würde.
Mein erstes Projekt für den New Yorker war eine groß angelegte Fotoreportage. Den USA stand ein komplexer, kontroverser Wahlkampf bevor. Vor Obamas erster Amtszeit.
Wir wollten in den USA mit einem Projekt eine respektvolle Debatte anstoßen. Ich besuchte das US-Militär, während sich die Truppen auf die damaligen Kriege vorbereiteten. Das Projekt dauerte ein Jahr.
Der Nationalfriedhof in Arlington war dabei eine der wichtigen Stationen. Ich begegnete dort einer Frau, die sich jeden Tag auf einen Klappstuhl vor das Grab ihres Sohnes setzte und seinem Grabstein vorlas. Das brach mir das Herz.
Wenn mich so etwas bewegt, bewegt es vielleicht auch andere Leute. Haben wir Amerikaner etwas gegen Muslime? Nein.
Das entspricht nicht Amerika. Mir ist dieser Umstand besonders wichtig, wegen einer Fotoreportage. Es ging um Veteranen des Irak- und Afghanistankriegs.
Es war eine Mutter in Arlington zu sehen. Sie legte den Kopf auf den Grabstein ihres Sohnes. Seine Orden waren aufgelistet: das Purple Heart, der Bronze Star.
. . Er fiel mit 21 Jahren im Irak.
Oben war das Symbol des Islam eingraviert, Mondsichel und Stern. Er war Amerikaner. Er starb für uns.
Ich wollte damals die Intoleranz ansprechen, die 2008 in den USA grassierte, und die leider noch immer um sich greift. Ich fragte mich, wie ich das rüberbringen kann, und fand dieses Foto. Damals wurde mir klar, dass Helden diejenigen Menschen sind, die uns dazu inspirieren, unsere moralische Richtschnur infrage zu stellen.
Und unsere eigene Verantwortung als Weltbürger. Platon spricht durch die Kraft seiner Fotografien. Und er spricht durch die Kraft seiner Motive.
Human Rights Watch sagte: "In Burma regiert ein grausames Militärregime, aber niemand berichtet darüber. Wie können wir das ändern? " Die veröffentlichten Fotos schlugen hohe Wellen.
Solche Fotos können die Welt verändern. Diese Geschichten werden überall veröffentlicht. Solche Projekte rücken die Gräuel in den Fokus, die auf dieser Welt existieren.
Ich kam auf die Idee, selbst Spenden zu sammeln. So konnte ich meinen NGO-Freunden anbieten, ihren Geschichten Leben einzuhauchen. Platon zeigte mir eine beeindruckende Fotoserie über illegale Einwanderer, hier in den USA.
Er zeigte Familien, die auseinandergerissen wurden. Wir veröffentlichten diese Fotos. Er fotografierte die Leute nicht nur, er interviewte sie auch.
Eine beeindruckende Serie. Es ist meine Aufgabe, Brücken zu bauen. Ohne zwischenmenschliche Beziehungen sind wir nur halbe Menschen.
Ich gründete The People's Portfolio, um den Geschichten unserer Zeit eine Stimme zu geben. BUKAVU DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO Ich reiste in den Kongo, nachdem ich dem beeindruckenden Dr Mukwege begegnet war. Er ist Gynäkologe und hat eine Klinik gegründet, damit Frauen in einem schönen, normalen Umfeld gebären können.
Aber dann kamen Frauen zu seinem Krankenhaus, die Opfer unvorstellbarer sexueller Gewalt geworden waren. Er nimmt sich dieses zivilisatorischen Traumas an. Er lud mich und mein Team zu sich ein.
Ich war fest entschlossen, ihm zu helfen. Ich sagte, dass ich die Überlebenden fotografieren und gern etwas weiter ausholen möchte. Also arbeitete ich mit zwei Partner zusammen: der Panzi Hospital Foundation und Physicians for Human Rights.
Wir riefen ein großes Netzwerk ins Leben. Hallo, Platon. DR.
DENIS MUKWEGE GRÜNDER DER PANZI-KLINIK Das war eine lange Reise. -Wir sind für Sie da. Das ganze Team.
-Danke. Das war mein schwierigstes Projekt. Die Planung dauerte drei Jahre.
Die Welt muss erfahren, was im Kongo los ist. Es ist meine Aufgabe, ein dauerhaftes Interesse zu wecken. Die Macht der Aussage.
Einzig und allein darum geht es im Design. Um einen Moment, in dem man etwas Kraftvolles spürt. Lobet den Herrn.
Er ist ein berühmter Fotograf und auf der ganzen Welt bekannt: Platon. Lobet den Herrn. Amen.
Die Krise im Kongo ist sehr kompliziert. Das Land ist reich an Bodenschätzen. Doch dieser Reichtum führt zu Korruption.
Rebellen, Zivilisten, Milizen. . .
Im Kongo gilt die Devise: Wer Land will, nimmt es sich einfach. Am einfachsten und günstigsten kommt man an Land, indem man Vergewaltigung als Kriegswaffe einsetzt. Vergewaltigungen sind günstiger als Munition.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Frauen schreckliche Gräuel durchgemacht haben. Und wir sind lauter Männer, also seid rücksichtsvoll. Ich fotografiere alle einzeln, vielleicht mal zwei zusammen.
Setzen Sie sich. Sag ihr das mit der Papierwand. Cory.
Sachte, ja? Ich arbeite nicht mit einem durchgeplanten Fragenkatalog. Es genügt, dass wir alle schön und zerbrechlich sind.
-Schwanger von den Vergewaltigern? -Ja, sie alle. Beeilung, Cory.
Ich kann meine Kamera blind bedienen. Ich muss etwa die Blende blind bedienen können, sonst müsste ich mein Motiv aus den Augen lassen. Wenn ich das Funkeln in den Augen nicht einfangen kann, lasse ich die Leute über das Objektiv blicken, damit die Augen das Licht reflektieren.
Fehlt nur noch eine Kopfdrehung. Manchmal sage ich mit einer Geste: "Öffne dich. " Schwarz-weiß.
Schnell, bitte. Darf ich sie fragen, was ihr zugestoßen ist? Ich ging nach der Schule Wasser holen, als ein Mann auf mich zukam.
Er sagte: "Ich ersteche dich, wenn du nicht mit mir schläfst. " Danach ließ er mich gehen. Ich wurde im Krankenhaus behandelt und habe dann dieses Baby bekommen.
Wenn ich völlig vertieft bin. . .
Perfekt. . .
. ist das jedes Mal überwältigend und erschreckend. Diese Frauen sind so ungeheuer stark.
Bündeln Sie für die nächsten Fotos die Kraft all dieser Frauen, und lassen Sie sie durch Ihr Herz für alle sichtbar in die Kamera strömen. Mache ich etwas falsch, kann ich großen Schaden anrichten. Ich nehme meine Recherchearbeit sehr ernst.
Das war's. Ich lerne bei meiner Arbeit viel darüber, was Recht von Unrecht unterscheidet. Wenn ich diese Werte weitergeben kann, dann ist das eine gute Sache.
Für meine Arbeit muss ich ständig verreisen. Da rede ich über die Verantwortung, Menschen angemessen zu porträtieren. .
. . .
. dabei habe ich auch eine Familie. BEI PLATON NEW CANAAN, CONNECTICUT Soll ich noch mehr holen?
Okay. -Was malst du? -Ich weiß nicht.
Ich nehme dasselbe Blau wie du. Wie wär's mit Punkten? Ironischerweise friere ich die Zeit ein.
Daher weiß ich, wie kostbar jeder Augenblick ist. Ich versuche, jede Sekunde voll auszukosten. Cory?
Welches Bild von Esther hatten wir ausgesucht? Nummer 12? Nein.
Nummer eins, vier C, das dritte Bild. Ich hab's. Zeig mir die Bearbeiteten.
Das sind alle, die du ausgewählt hast. Und Esther. .
. Es ist zwar schön, wenn ihr Baby im Mittelpunkt steht, aber. .
. In diesem Fall gehört sie dazu. Man sieht den Schmerz, die Narbe.
Aber diese Pose sieht man so oft. Hier wirkt sie völlig offen. Sie spielt nicht.
Sie ist einfach nur offen und authentisch. Scannen, und dann ab damit zu Bob. Mein Trommelscanner wurde in den 80ern von der NASA gebaut.
Er macht mit der Körnung etwas Wunderbares, das andere Scanner nicht hinkriegen. Die Dunkelkammer prägte meine Arbeit. All die Details werden nur dann im Drck sichtbar, wenn wir jedes Bildelement für sich optimieren.
Das ist etwas zu kräftig. Schwäch es ab. Die Gefahr bei Photoshop ist, dass es keine Grenzen gibt.
Wir nutzen nie den Zauberstab, mit dem man sofort gezielt Elemente auswählen kann. Wir machen wirklich alles in Handarbeit. Jetzt müssen wir nur noch alles ausbalancieren.
All diese Wunder der Technik dürfen nie unser Handeln bestimmen. -Ich denke, das reicht. -Okay.
Fast fertig. Seht euch das an. Wunderschön.
Mit diesem Foto. . .
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wird sie Menschen in einer ähnlichen Lage viel Kraft schenken. Wenn ich den Auslöser betätige. .
. . .
. passiert etwas Magisches. In nur 5/100 einer Sekunde bannt man ein ganzes Ereignis auf den Film.
Ich bin auf der Suche nach dem einen Moment, in dem man der Seele eines Menschen so nah wie nur irgend möglich kommt. Gutes Design ist befreiend. Es lässt einen etwas sehr Kraftvolles spüren.
So erschafft man eine Ikone.